Der „Dom der Hallertau“ und weitere kirchliche Denkmäler
Als „Dom der Hallertau“ bezeichnen so manche Gemeinden im Hopfenland ihre Pfarrkirche. Doch die Wolnzacher sagen: „Wir haben ihn wirklich.“
Sicher ist jedenfalls, dass die römisch katholische, dem St. Laurentius geweihte Pfarrkirche mit ihren Zwiebeltürmen schon von allen Ortseinfahrten erstrahlt und den Marktplatz mit seinem historischen Gebäudeensemble charmant abrundet und eine ganz besonderes Flair in den Ort zaubert.
Wobei der Kirchturm bis 1911 noch ein Spitzdach trug. Der romanische Taufstein aus dem 11. Jahrhundert ist das einige Zeugnis der Kirche aus der Zeit vor der Umgestaltung. Der Altarraum und der Chor wurden vermutlich 1408 im Stil der Gotik (1150 bis 1500) neu gestaltet. 1450 wurde an der Nordseite an das Prestbyterium die sogenannte Allerheiligenkapelle oder Friedhofskapelle für den damals noch direkt bei der Kirche befindlichen Friedhof. Im Jahr 1627 bestimmten jedoch die Herren von Elsenheim, die Kapelle als Grablege für sich. Noch vor 1500 wurde die Königsfelder-Kapelle an der Südseite von St. Laurentius errichtet, die Stepahn II. Königsfelder erbauen ließ. Um 1470 wurde das Langhaus nach Westen erweitert. Die ursprünglich zur Zeit der Umgestaltung der Kirche im 15. Jahrhundert entstandenen Fresken wurden bis zum 17. Jahrhundert teilweise umgestaltet und erneuert. Mit den Spuren des 30-jährigen Krieges begannen 1670 die Umgestaltungsarbeiten im Baustil des Hochbarock und so erhielt das Langhaus ein Stuckornament. Mit der Einbeziehung des Tonnengewölbes im 17. Jahrhundert verschwanden die Fresken aus dem Blickfeld der Kirchenbesucher. Der Altar stammt aus dem früheren Kapuzinerkloster und zeigt die „Himmlische Gnadenkönigin“. Er dient zugleich als Bruderschaftsaltar der seit 1707 bestehenden Skapulierbruderschaft in Wolnzach. Aus der ersten Phase de Barockisierung um 1680 stammt die Kanzel. Am Korpus hat ein unbekannter Meister die vier Evangelisten eingebracht und über der Kanzel ist der Erzengel Michael. Die Verkündigungsgruppe, die der bekannte Künstler Christian Jorhan der Ältere um 1790 schuf, zeigt Maria in demütiger Haltung für dem Erzengel Garbiel. Bei der Kirchenwerteiterung 1912/13 wurde die Elsenheimerkapelle in den Körper des Kirchenschiffes einbezogen uns ist jetzt Bestandteil des Kircheninneren.
1854 war die Kirche, nachdem sie lange nicht mehr renoviert wurde, zu klein und umfassende Reparaturen am Turm, der unter den napoleanischen Kriegen gelitten hat, standen an.
1898 erfreute ein neues Geläute, das Glockengießermeister Georg Bachmeier in Ingolstadt goss, die Bevölkerung:
- Festtags- oder Laurentiusglocke (Ton cis, Glockengewicht 31 Zentner)
- Sonntags- oder Hl.-Familien-Glocke (Ton e, 20 Zentner)
- Mittags- oder St. Michaels-Glocke (Ton a, 8,2 Zentner)
- Mess- oder Ursula-Glocke (Ton h, 5,7 Zentner)
- Armen Seelen- oder Sebastians-Glocke (Ton cis, 3,9 Zentner)
1917 mussten die Kirchenglocken für Kriegszwecke geopfert werden. Nahezu alles, was aus Metall bestand, wurde damals für militärische Erfordernisse und den Bau von Geschützen beschlagnahmt. So auch drei Kirchenglocken. Trotz der schweren Krisenjahre nach dem Ersten Weltkrieg konnten im Jahr 1922 von der Glockengießerei Vielwerth in Ingolstadt zwei neue Glocken, die Michaels und die Ursula-Glocke beschafft werden. 1935 stiftete Josef Fischer die Josefs-Glocke für die Pfarrei, so dass das Geläut wieder vollständig war. 1942 mussten die fünf Kirchenglocken und zwei Krankenhausglocken abermals für Kriegszwecke abgegeben werden. Nach Kriegsende kursierten Gerüchte, nicht alle abgelieferten seien eingeschmolzen worden. Auf dem „Glockenfriedhof“ in Hamburg-Blankenese lagen sämtliche aufgereiht und warteten auf die Heimkehr. Die große St.-Laurentius-Glocke konnte ermittelt werden und wurde 1947 zurückgebracht, was am 27.10.1948 mit der Weihe der vier neuen Glocken, der Friedens-, Familien-, der Michels und Christkönigsglocke gefeiert wurde.
Mindestens ab 17 Jahrhundert gab neben dem alten Friedhof bei der Kirche einen zweiten Bestattungsort außerhalb der damaligen Bebauung. Eine schwere Seuche die im Raum Wolnzach während des 30-jährigen Krieges wütete, wäre eine mögliche Erklärung dafür. Mit der Auflösung des alten Friedhofes und dem beginnenden Wachstum des Marktes war der äußere Friedhof bald belegt und bereits 1846 und 1868 erfolgen Erweiterungen.
1724 wurde der Pfarrhof gebaut, dem ein Neubau 1854 folgte.
1865 wurde auf dem Marktplatz die Mariensäule zur Verehrung der Gottesmutter aufgestellt.
Bereits in die Zeit des 30-jährigen Krieges reichen Nachweise über eine Kirchenorgel zurück. 1912 wurde die aktuelle, neue Orgel beschafft. Die Plattlinger Firma J. Weiss lieferte das Instrument. 1965 wurde ein neues Orgelwerk eingebaut. Es besaß 25 Register auf 2 Manualen und Pedal. 2010 und 2011 musste aufgrund es Holzwurms wieder renoviert werden. Die 1700 Orgelpfeifen wurden gesäubert und teilweise ausgetauscht.
Erst 1953 bis 1955 wurden Beschädigungen vom Krieg an der Pfarrkirche St. Laurentius umgebaut. (Wolnzach-Chronik Seite 110-140 – Link zur kostenfreien Ausleihe: Marktbuecherei Wolnzach – Suchen: Niedermeier, Erich – Wolnzach)